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Slasher RPG (Revised)
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Slasher RPG (Revised)
Verlag: Higher Grounds
von Roger L. [Häufiger Rezensent]
Hinzugefügt am: 02/14/2019 05:59:04

https://www.teilzeithelden.de/2019/02/10/ersteindruck-slasher-higher-grounds-publishing-axtmoerderhorror-mit-fate/

Slasher! Das bedeutet, Michael Myers und Pennywise im Rollenspiel umzusetzen. Das bedeutet Player vs. Player unter der Regie der Spielleitung. Das bedeutet, Horror mit Fate Core umzusetzen. Ist dies gelungen? Wurden sowohl klassische Settingaspekte eingebaut als auch Mechanismen entwickelt, um echtes Horrorfeeling entstehen zu lassen?

Horror am Spieltisch umzusetzen, ist schwierig: Schlechte Witze der Mitspieler können schon die Atmosphäre eines Dungeon Crawls zerstören, doch beim Horror-Genre ist diese ja zentral. Auch können durch allzu anschauliche Beschreibungen schnell persönliche Grenzen von Mitspielern überschritten werden. Zentrale Punkte des Genres sind von der Regelseite her kaum zu beheben, sondern leben von der anschaulichen Beschreibung des Settings und deren Übertragung an den Spieltisch. Doch natürlich gibt es mehr: Es gibt klassische Themen, Eigenheiten der Charaktere, wie sie in entsprechenden Filmen immer wieder vorkommen; auch darauf muss man beim Thema des Horrors eingehen.

Die Spielwelt Die Welt von Slasher wird von einer zeitlosen, bösartigen Entität, The Black Blood, heimgesucht. Diese findet einen Ansatzpunkt in den dunklen und zerstörerischen Neigungen der Menschen, dringt darüber in diese ein, verändert sie und ergreift schließlich von diesen Besitz. Auf diese Weise entsteht inmitten unserer altbekannten irdischen Welt ein Killer, der von Grausamkeit und Mordlust getrieben darauf lauert, Angst, Schrecken und schließlich Schmerz und Tod über seine Opfer zu bringen. Der Killer selbst ist dabei eigentlich nicht zu töten, da er stets zurückkehrt, um sein grausames Werk fortzusetzen, ist dabei weder lebendig, noch tot oder untot. Das Ganze wird eingebunden in die Archetypen-Psychologie von Carl Jung, um dem Ganzen eine stärkere Anbindung an die Realität zu geben.

In dieser Welt gerät nun eine Gruppe Teenager oder junger Erwachsener an einem isolierten Ort wie einer Blockhütte im Wald nach einer Reifenpanne in den Wirkungsbereich dieses Killers und müssen mit begrenztem Erfolg um ihr Leben kämpfen.

Diese sehr schlichte Weltbeschreibung genügt aber grundsätzlich, um die Szenerie für einen typischen Horrorfilm um einen maskierten Axtmörder entstehen zu lassen. Ein tieferer Grund, der das Ganze z. B. in eine cthulhuide Weltverschwörung einbinden könnte, wäre hier auch überflüssig und wird fortgelassen. The Black Blood verwandelt einen normalen Menschen mit einigen gewalttätigen Tendenzen in einen Killer, der danach strebt, seine Opfer möglichst qualvoll und effektreich zu ermorden, und der immer wieder zurückkehrt.

Dabei wird aber auch die Psyche des Killers berücksichtigt, so dass aufgrund der Lebensgeschichte jeder Killer ein Unikat sein sollte.

Das Setting in seiner Schlichtheit braucht keine umfangreiche Beschreibung, sondern lediglich eine immersive Veranschaulichung, um das Spielgefühl bereits bei der Lektüre zu vermitteln. Leider besteht Slasher größtenteils aus einer trockenen Wiedergabe des Fate Core-Regelwerkes, so dass nur in wenigen Kapiteln des Buches das Gefühl des Horrorsettings vermittelt wird.

Die Regeln Die Regeln von Slasher sind grundsätzlich Fate Core. Über die Sinnhaftigkeit oder Funktionalität der Fate-Regeln an sich kann es bei der Rezension eines konkreten Fate-Settings nicht gehen. Diese Regeln vorausgesetzt, gehe ich nun auf die wesentlichen Abweichungen ein:

Zunächst fällt auf, dass es kaum Unterschiede gibt, dieses Ausbleiben von Unterschieden aber über mehr als 150 Seiten und damit mehr als das halbe Buch ausformuliert wird. Zum Teil mit identischen Namen in den Anwendungsbeispielen wird eine leicht im Wortlaut an das Setting angepasste Kopie des Fate Core-Regelwerks, das auf Deutsch kostenlos und auf Englisch für pay what you want als PDF verfügbar ist, präsentiert.

Viele andere Fate-Spiele wie z. B. Tianxia verweisen deswegen nur auf das Grundregelwerk oder aber bieten wie z. B. Mindjammer einen viel höheren Anteil an zusätzlichem Content, vermitteln das Setting durch die Anwendungsbeispiele oder beschreiben detailliert das Setting, so dass die Wiederholung von Passagen des Grundregelwerkes nicht weiter ins Gewicht fällt. Zwar lässt es sich nicht völlig verhindern, das Grundregelwerk zu wiederholen, etwa indem einige genrespezifische Anpassungen gängiger Fate-Mechanismen vorgenommen werden. Hier war dies jedoch über weite Strecken überflüssig, da entsprechende Anpassungen kaum vorgenommen wurden.

Stattdessen werden als Beispielcharaktere Landon und Cynere aus dem Grundregelwerk präsentiert und haben es z. B. mit einem mittelalterlichen Turnier zu tun – eindeutig das falsche Genre! Gerade die Anwendungsbeispiele wären eine gute Gelegenheit gewesen, das Unwesen des Killers zu verdeutlichen. Dies ist zwar z. T. auch geschehen, aber immer wieder eben nicht, was die Atmosphäre des Settings deutlich untergräbt.

Doch was ist nun tatsächlich neu? Abgesehen davon, dass die Regeln für Verfolgungsjagden aus dem – ebenfalls kostenlosen – Fate Toolkit übernommen wurden, was aber sicherlich legitim ist, wurden sogenannte Shadowlands eingeführt. Ein Shadowland ist eine besondere Art Zone, die zur Verstärkung des Horrors der Ausweglosigkeit den Killer klar bevorzugt, z. B. indem dieser einen freien Schub erhält: Die SL erhält in Vertretung von The Blood pro SC zwei Fate-Punkte in den NSC-Pool. Mit diesen Punkten darf auch der Killer verstärkt werden, damit die Spieler zum Ablehnen des Reizens zwei statt einem Fate-Punkte ausgeben müssen oder Proben auf Athletik und Kraft nicht mit Fate-Punkten verstärken dürfen. Der Spieler des Killers sollte also versuchen, einzelne Survivors in ein Shadowland zu locken, um dort in völliger Überlegenheit sein Opfer zu vernichten.

Insgesamt wird wiederholt auf diverse Probleme des Horror-Genres eingegangen, darauf, dass die Verkörperung des Killers dem betreffenden Spieler keinen Freibrief ausstellt, sich als Mensch den Mitspielern gegenüber abscheulich zu benehmen, oder dass Safe Words eingehalten werden.

Auch wird thematisiert, dass der SL und der Spieler des Killers auf das Timing und die Geschwindigkeit des Spiels achten müssen, um die nötige Spannung aufzubauen, ehe es wieder zur Gewalt kommt, aber leider nicht darauf, wie dies geschehen soll. So werden SL und Spieler mit dem größten Problem des Horror-Genres am Spieltisch allein gelassen.

Charaktererschaffung Weitgehend ist es eine typische Fate-Charaktererschaffung. Allerdings wird zwischen Survivors und dem Killer unterschieden.

Survivors erhalten nun abweichend von Fate Core einen weiteren Aspekt, die Trope wie z. B. Alpha Bitch oder Cool Loser, die einerseits die cineastische Rolle des Charakters beschreiben, aber auch dessen Todesart festlegen. Versucht der Killer einen Survivor entgegen diesem Aspekt zu töten, kann das mit diesem Aspekt verhindert werden. Der Spieler des Killers kann diesen Aspekt auch einsetzen, wenn er ihm nachkommt und z. B. die Alpha Bitch ihrer anscheinend gerechten Strafe zuführt, nachdem sie den Cool Loser gerade schikaniert hat.

Die Fertigkeitspyramide ist verkürzt auf eine Fertigkeit auf einem Wert von 3, zwei auf einem Wert von 2 und drei auf einem Wert von 1, so dass die Survivors deutlich schwächer sind. Ebenso starten sie nicht mit je zwei Stresskästchen im geistigen wie körperlichen Stress, sondern verfügen zunächst in Summe nur über drei, die frei verteilt werden dürfen. Sie sind anfälliger als herkömmliche Fate-Charaktere.

Der Killer erhält ein eigenes Set an Aspekten:

Drei Legend-Aspekte, die ähnlich dem Phasentrio die Geschichte des Killers in Lagerfeuergeschichtenmanier erzählen. Einen Corruption-Aspekt, der das beschreibt, was dem Killer einst viel bedeutet hatte, ehe The Black Blood von ihm Besitz ergriffen hat, was dann als Gefühl ins Monströse verändert wurde. Einen Implement-Aspekt, der sein bevorzugtes Tötungswerkzeug beschreibt wie z. B. Freddy Kruegers Klauenhandschuh. Einen Mask-Aspekt, der die – potenzielle – Gesichtsmaske des Killers beschreibt, mit der jeweils eine gewisse Kraft einhergeht. So verleiht die Blank Mask dem Killer die Fähigkeit, ungesehen überall hinzukommen und verschafft ihm gegen einen Fate-Punkt direkt einen vollen Erfolg bei Heimlichkeit oder Diebeskunst. Indem der Killer die Fertigkeitspyramide bei +4 beginnt, ist er den Survivors klar überlegen, zumal er nicht sterben kann, sondern, nachdem er ausgeschaltet worden ist, lediglich einige Szenen warten muss, ehe er wieder in Erscheinung tritt.

Alle Charaktere erhalten zusätzlich sogenannte Perks, was effektiv weitere Stunts sind, aber stärker und nicht an eine Fertigkeit gebunden.

Der Killer erhält so drei an klassische Horror-Vorbilder angelehnte Fähigkeiten, wie z. B. Coulrophobia, was eben diese Phobie vor Clownsgestalten bei einem Survivor auslöst, oder Disturbing Lullaby, mithilfe dessen er erleichtert allen anwesenden Survivors einen Verstört-Aspekt zufügen kann. Damit ist es in der Tat möglich, effektiv seine Lieblingshorrorgestalt oder eine Mischung aus mehreren zu verkörpern.

Jeder Survivor erhält zumindest zwei Perks, allerdings aus einer eigenen Liste, z. B. Borrowed Time, wodurch man bis zu drei Austausche lang sämtliche Konsequenzen vollständig ignorieren kann, um zu verhindern, dass der Killer einen anderen Survivor tötet oder ihm schadet.

Insgesamt sind die Instrumente der Charaktererschaffung gelungen und ermöglichen es, typische Charaktere eines Slasher-Films zu erschaffen, die in der Lage sind, ihre vorgesehene Rolle im Film auch auszuüben. Gerade der Mask-Aspekt und die Perks des Killers zeichnen sehr plastisch die Figuren der bekannten Horrorfilme vor Augen. Dieser Teil ist gelungen.

Erscheinungsbild Das Buch ist in recht großen, gut lesbaren Buchstaben gedruckt. Die dicken Serifen lassen zwar das Schriftbild etwas unruhig wirken lassen, aber das ist vielleicht Absicht. Die Illustrationen sind weitgehend durch Effekte verfremdete Fotografien, die zwar einen passenden Eindruck vermitteln, aber weder optisch noch technisch beeindruckend sind. Insgesamt wirkt dieses Buch sehr funktional, zumal sich Illustrationen fast nur an den Kapitelanfängen finden.

Fazit Slasher bietet durchaus brauchbare Mechanismen, um einen entsprechend blutigen Horror-Film mit Fate als Regelwerk umzusetzen. Im Prinzip ist auch das Fate Core-Regelwerk enthalten, wenn auch streckenweise nur wenig verarbeitet, sondern z. T. einfach kopiert, was enttäuschend ist. Insgesamt besticht Slasher jedoch durch sinnvolle Regeländerungen bei der Charaktererschaffung, die in der Tat hilfreich sind, um typische Rollen eines Horrorfilmes darzustellen. Herausragend kreativ war man dabei dennoch nicht, da viele der vorgeschlagenen Aspekte und Stunts sich nach Fate-Manier ohnehin aufdrängen, aber hilfreich sind sie dennoch, v. a. für wenig Fate-erfahrene Spieler. Das Konzept, den typischen Axtmörder als Spielercharakter zu verkörpern, was die SL in der neutralen Rolle des Regisseurs belässt, ist jedoch ungewöhnlich und gut.

Der Hintergrund ist eigentlich unsere Realität, die jedoch vom unpersönlichen Urbösen The Black Blood terrorisiert wird, welches aus Menschen unsterbliche Axtmörder macht. Das ist funktional, bietet jedoch auch keinen nennenswerten Mehrwert.

Ein großes Problem des Horrors am Spieltisch, die nötige Atmosphäre entsprechend dicht aufzubauen, wird leider nicht gelöst, sondern bleibt dem Timing und der Spieldisziplin der Mitspieler anheimgestellt. Natürlich haben es andere Genres hier leichter, ihre Ziele durch Regelmechanismen zu erreichen, aber Slasher löst dieses Problem nicht.

Insgesamt werden etliche sinnvolle Ansätze gezeigt, allerdings bleiben einige Leerstellen; zudem werden diese Ansätze inmitten von viel Text versteckt, der andernorts als kostenloser Download verfügbar ist. Slasher ist ein brauchbares Werkzeug, unterstützt die SL aber nicht überragend.

Diese Rezension basiert auf der Lektüre des PDFs und dem probeweisen Erstellen von Charakteren. Ein geplanter Spieltest kam aus organisatorischen Gründen leider nicht zustande.



Wertung:
[3 von 5 Sternen!]
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