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Shadowrun: Konzernenklaven €19,95
Publisher: Pegasus Press
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von Roger L. [Häufiger Rezensent] Hinzugefügt am: 04/23/2013 09:07:19
http://www.teilzeithelden.de

Shadowrun habe ich mit der 1. Auflage und mit der 2. Auflage hassen gelernt. Die 4. Auflage hat mich mit dem System wieder versöhnt und ich hatte etliche lustige Spielrunden in meiner Heimrunde, obgleich das System nicht zu unserem Hauptsystem wurde. Ich hätte Shadowrun 4 auf alle Fälle gerne öfter gespielt.

Mir gefällt vor allem das Setting. Als die Romane herauskamen, war ich Feuer und Flamme. Mir hatten es vor allem die drei Bände rund um den Privatdetektiv Dirk Montgomery von Nigel D. Findley gefallen, der leider viel zu früh verstorben ist. Wer mal Lust darauf hat, gut geschriebene Detektivgeschichten in der erwachten Welt, aus der Sicht eines unvercyberten Protagonisten zu lesen, sollte mal schauen, dass er diese Bände irgendwoher bekommt. Aber ich schweife ab. Die Lust an den Shadowrun-Romanen hat mich zwar wieder verlassen (warum eigentlich?), aber die Liebe für das Setting ist nach wie vor da. Dementsprechend freue ich mich darauf den Band Konzernenklaven zu rezensieren.

Womit ich beim Thema wäre. Bei dem vorliegenden Band „Konzernenklaven“ handelt es sich um die Beschreibung von vier „Bastionen wirtschaftlicher Mächte der sechsten Welt: Los Angeles, Neo-Tokio, Manhattan und Groß-Frankfurt“. Neben der detaillierten Beschreibung dieser Städte finden sich noch kurze Informationen zu Dubai, Europort, Nairobi und Tenochtitlán.

Erscheinungsbild

In dieser Rezension behandle ich die PDF-Ausgabe von Konzernenklaven. Der gedruckte Band liegt mir nicht vor. Bis auf das farbige Cover und Rücken ist das PDF einfarbig gehalten. Das PDF umfasst 218 Seiten.

Beim ersten Blick auf das PDF war ich gleich schwer enttäuscht. Das PDF enthält keinerlei Lesezeichen oder interne Verlinkung. Das hat man von anderen Verlagen bereits deutlich besser gesehen. Eine eigene Lesezeichenliste ist zwar schnell angelegt, aber ich erwarte mittlerweile von einem PDF einfach mehr.

Ein Index fehlt leider völlig. Das macht die gezielte Suche nach Informationen besonders schwer. In der PDF-Ausgabe kann ich mir zwar einen Index leicht selbst anlegen, aber jemandem, der ausschließlich die Printausgabe besitzt, hilft das leider auch nicht weiter.

Das war’s aber auch schon mit der negativen Kritik bezüglich des Erscheinungsbildes. Ansonsten ist der Band in der gewohnten Pegasus-Qualität. Die Schwarz-Weiß-Illustrationen sind nett anzuschauen und der gewohnte Shadowtalk lockert den Text nicht nur auf, sondern liefert hier und da witzige Anekdoten oder eine andere Sichtweise auf den präsentierten Text.

Der Satz ist wie üblich bei Shadowrun relativ eng, sodass viel Text auf einer Seite präsentiert wird. Ich mochte das Layout schon immer.

Inhalt

In einzelnen Kapiteln werden die verschiedenen Städte einzeln nacheinander vorgestellt. Leider ist die Struktur der einzelnen Stadtbeschreibungen nicht einheitlich aufgebaut.

In den Texten zu Manhattan z.B. gibt es ein Kapitel mit dem Namen „Die Viertel Manhattans“. Dort werden die einzelnen Stadtteile Manhattans beschrieben. Das Kapitel gleichen Inhalts heißt im Bereich für Groß-Frankfurt „Rundflug über Groß-Frankfurt“.

Das zieht sich nahtlos durch alle Beschreibungen hindurch. So finden sich in Los Angeles, Kapitel zur Geschichte der Stadt, die zwar in ähnlicher Form in den anderen Stadtbeschreibungen ebenfalls vorhanden sind, aber entweder anders benannt wurden oder in andere Unterkapitel eingeflossen sind. Das macht es schwierig, beim Leiten am Spieltisch gezielt nach Informationen zu suchen. Dass dem Band kein Index spendiert wurde, fällt deshalb besonders stark ins Gewicht. Dem Quellenbuch fehlt eine einheitliche Strukturierung.

Das Buch ist zwar flüssig zu lesen, aber als Arbeitsgrundlage zur Vorbereitung und Durchführung einer Spielsitzung verfehlt es sein Ziel leider völlig.

Alles in allem hätte ich mir ein strengeres Lektorat für diesen Band gewünscht. Der Stil der einzelnen Autoren ist zu deutlich aus dem Text herauslesbar. Das ist im Fließtext selbst leicht zu verschmerzen. Bei der Gestaltung der Kapitelüberschriften und der Aufteilung der Kapitel selbst, wäre ein einheitliches Konzept deutlich hilfreicher gewesen.

Aber kommen wir zum Inhalt selbst:

Los Angeles – Die Stadt der gefallenen Engel

There is no business like show-business. Nirgends gilt dieser Grundsatz mehr als in Los Angeles. Heimgesucht von radioaktiven Katastrophen, Erdbeben und Tsunamis rappelte sich die zerstörte Stadt wieder auf. Noch immer wird der Wiederaufbau vorangetrieben. Noch immer sieht sich Los Angeles als Zentrum des medialen Schaffens der Welt.

Während anderswo Runner Konzerngeheimnissen hinterherjagen, geht es in Los Angeles zumeist um die Geheimnisse der Reichen und Schönen. Jeder Star hat etwas zu verheimlichen. Jedes Studio hat irgendwo Leichen im Keller liegen. All das will entdeckt oder vertuscht werden. Klatsch und Tratsch sind hier harte Nuyen Wert.

Und immer mit dabei: P2.0 oder anders ausgedrückt PITO. P2.0 ist eine Modifikation der AR-Standardsoftware, die deren Entwickler Horizon, Persona 2.0 oder kurz: P2.0 genannt haben.

P2.0 ermittelt in Echtzeit den Bekanntheitsgrad des Anwenders und lässt diesen seine Umwelt wissen. So erhält man Zutritt zu den angesagten Clubs und so manche geschäftliche Gelegenheit.

Neben der allmächtigen Horizon sind natürlich noch die üblichen Verdächtigen wie Aztechnology, diverse Unterweltsgrößen und Straßengangs vertreten.

Alles in allem gefällt mir das Kapitel ausgesprochen gut. Los Angeles ist durch seine Fixierung auf Medien und öffentliche Wahrnehmung erfrischend anders.

Neo Tokio – Sitz eines Kaiserreiches

Oder, wie es mir beim Lesen des Bandes durch den Kopf schoss: Ehre, Höflichkeit und Robotersklaven.

Ich mag fernöstliche Settings. Soviel sei schon mal gesagt. Aber irgendwie kann ich mich mit Neo Tokio einfach nicht anfreunden. Es entsteht beim Lesen einfach kein Bild vor meinem inneren Auge. Die aufgeführten Sitten und Bräuche wirken auf mich platt und ausgelutscht. Das hat man anderswo schon besser umgesetzt gesehen. Gut geschrieben ist das Kapitel zu Neo-Tokio aber allemal. Jemand, der unverbrauchter als ich an das fernöstliche Setting herangeht, hat wahrscheinlich mehr Spaß an dem Kapitel.

Großes Potential sehe ich allerdings in den vielen Robotersklaven, die für alle möglichen Alltagsaufgaben eingesetzt werden: Krankenpflege, Spielgefährte für Kinder oder Stadtreinigung, um nur einige zu nennen. Die Einsatzmöglichkeiten der Roboter sind vielfältig. Mir schossen sofort diverse Kampagnenideen durch den Kopf. Skynet ist sicherlich ein Begriff, genauso wie I Robot.

Manhattan – Brot und Spiele

Das große Beben 2005 hat hier alles verändert. New York zerstört, Hilfe von außen gab es keine. So blieb es den Konzernen vorbehalten, die Stadt aufzubauen. Die Zeit der Manhattan Inc. War gekommen. Mühsam wurde alles wieder aufgebaut. Höhepunkt der jüngeren Geschichte war sicherlich der Umzug des Konzerngerichtshofes nach Manhattan.

Manhattan begann in altem Glanz zu strahlen. Konzerne richten sportliche Wettkämpfe aus und veranstalten musikalische Festivals. Sogar die Heerscharen der SIN-Losen versorgt man auf Konzernkosten mit dem Notwendigsten.

Also ist alles ist alles in Ordnung in Manhattan? Mitnichten! Aus dem Chaos, der Anarchie nach dem großen Beben wuchs ein gesteigertes Sicherheitsbedürfnis in der Bevölkerung. So wurde es einfach, ein umfassendes Netzwerk aus Kameras und Sensoren zu installieren. Jeder wird überwacht. Immer und überall. Jeder Bürger und jeder Besucher verfügt über einen Satz von Rechten, die es ihm gestattet bestimmte Gebiete zu betreten, ein Fahrzeug zu führen oder ähnliches.

Der Runner, der sich hier bewegt, muss über gut gefälschte IDs verfügen, um nicht aufzufallen.

Mein Fazit für Manhattan: Ich mag die Stadt.

Groß-Frankfurt – Die Wiege deutscher Konzerndemokratie

Banken und Chemie. Beides gehört zu Groß-Frankfurt wie Reichtümer zu Drachen. Wo sonst in der erwachten Welt Konzerne mit den Regierungen zusammenarbeiten, bzw. diese versuchen zu kaufen, führen in Groß-Frankfurt Vertreter der Konzerne die Regierungsgeschäfte gleich selbst.

Gut durchorganisiert überstand Groß-Frankfurt den Crash 2.0 relativ unbeschadet (zumindest verglichen mit dem Rest der Welt). In den Folgejahren wusste man dies geschickt zu nutzen, um die Region weiter aufblühen zu lassen.

Ansonsten bildet Groß-Frankfurt ein buntes Sammelsurium an gut bespielbaren Schauplätzen.

Die Beschreibungen im Quellenband hinterlassen einen guten Eindruck von der Region. Ok, es soll nicht unerwähnt bleiben, dass ich in Heidelberg aufwuchs und somit etwas vorbelastet den Text gelesen habe.

Mich freut es einfach immer, wenn ich in einem Rollenspiel-Quellenband etwas über Heidelberg lese.

Und noch vier Kurzbeschreibungen weiterer Städte

Es folgen die Beschreibungen vier weiterer Städte. Auf wenigen Seiten werden Dubai, Europort, Nairobi und Tenochtitlán zumindest soweit beschrieben, dass der Leser einen guten Eindruck von den beschriebenen Städten bekommt, um sich weiteres Material selbst zusammen zu spinnen.

Zum Abschluss

Zu guter Letzt gibt es für Spielleiter noch ein paar zusätzliche Informationen. Wie lebt es sich in Konzernenklaven? Dazu kommen noch Abenteuervorschläge und Spielleiter-Infos zu L.A, Neo-Tokio und Groß-Frankfurt. Preis-/Leistungsverhältnis Auch wenn ich oben einiges an Kritik geübt habe, bekommt man viel Material fürs Geld. 19,95 EUR für das PDF ist für das gebotene Material nicht viel Geld. Fazit Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Auf der einen Seite hat mir das Lesen des Bandes viel Freude bereitet und das PDF steckt voller richtig guter Ideen. Auf der anderen Seite muss ich in einer Rezension eines Quellenbandes auch die Tauglichkeit bei der Vorbereitung und Durchführung einer Spielsitzung bewerten. Und letzteres unterstützt Konzernenklaven leider nur mangelhaft. Das Material ist einfach zu uneinheitlich aufbereitet. Unsere Bewertung

Erscheinungsbild 4/5 Schwarz/Weiß, passende Illustrationen und gefälliges Layout. Inhalt 3/5 Gut geschrieben, sehr viel Ideen und Abwechslung. Leider aber nur ungenügend wenn es um eine einheitliche Struktur geht. Preis-/Leistungsverhältnis 4/5 Viel Material für eine lange Spielzeit. Abzüge wegen der unheinheitlichen Strukturierung. Gesamt 3,5/5 Die Lektüre des Bandes lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Man kann ihn sich ohne Bedenken zulegen, sollte sich aber bewusst sein, dass er nur eingeschränkt am Spieltisch nutzbar ist – zumindest nicht ohne einiges an Arbeit zu investieren.



Wertung:
[4 von 5 Sternen!]
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Shadowrun: Konzernenklaven
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