Ganz vorne weg: Die 3 von 5 ist eher auf den Inhalt bezogen, als auf die Übersetzung. Die deutsche Redaktion für Cthulhu hat wieder gute Arbeit geleistet. Wäre jetzt über keine gröberen Fehler oder komische Formulierungen gestolpert. Handwerklich alles gut, wie eigentlich meistens!
Aber: Inhaltlich könnte man die Überschrift geben: Zu viel war noch nicht genug!
Offenbar war man im Hause Chaosium der Meinung, dem Cthulhu Universum fehle es noch an Inhalt. Wie sonst lässt es sich erklären, dass man mit M'guleloc und Gnophkeh (als Wesen, nicht als Rasse) mindestens 2 weitere Gestalten eingeführt hat, für die ich keine anderweitigen Hintergründe (abseits des Buches) finden konnte. Was auch einen reddit-User zur Frage veranlasste: "Is there any source of M'guleloc?". Ob dies in einer Welt, in der Gefühlt inzwischen unter jedem zweiten Hügel ein Großer Alter gefangen liegt, notwendig ist, möchte ich zumindest bezweifeln.
Und dies Phänomen bezieht sich nicht nur auf Wesenheiten sondern noch mehr auf Mythoswerke. Das "Buch Gnophkehs" eines Autos namens Knapp (eine englische Google-Suche erbrachte außer dem mutmaßlichen Vornamen "Bliss" keine weiteren Erkenntnisse), das "Instollar Daemonical" eines gewissen Casper Volks, das Tages Buch Yadrems, eines Gefolgsmannes des Magiers Eibon, unter dem Titel "Lücken in der Finsternis", das "Schwarze
Buch von Costernulus", "Anteile der Unendlichkeit", "Die Verschwörungen von Yeal", "Wild Forests", Jebediah Pullingtons "Visions of Crystal and Blasphemy", das "Ghoul’s Manuscript" (wird zumindest in einer Extrabox mit Inhalt und Werten beschrieben), das "Tagebuch des Enda Foley", die "Longbridge Diaries" eines Geologen namens Howard Longbridge, "Reichtümer der Sterne", das "Gelbe Buch des Schmerzes", Sunda-lons "Agonies and Deliriums" und bestimmt noch weitere. Klar, es steht Autoren und Spielleitern absolut frei neue Werke zu erfinden. Die schiere Dichte an bisher NIRGENDS erwähnten Werken (Zumindest war eine deutsch- und englischsprache Recherche nicht in der Lage was passendes zu finden) ist aber schon auffällig und drängt den Gedanken auf, man wolle in Zukunft auch zum Quellenband De Vermis Mysteriis einen zweiten Band herausbringen.
Was eher interessant als unbedingt direkt negativ wahrzunehmen war, ist die Tatsache, dass man bei Chaosium offenbar inzwischen geneigter ist, August Derleths Idee vom Kampf der Älteren Götter gegen die Großen Alten anzunehmen. Hatte man sich dem bisher ja eher verweigert, werden hier doch primär diese Schöpfungen des Autors als die Kräfte genannt, welche die Großen Alten eingekerkert haben. Es bleibt weiterhin eine Option, es wird dem jedoch mehr Raum gegeben als bisher (zumindest gefühlt).
Auch werden manche Wesenheiten nun deutlich anders interpretiert, als man es bisher gewohnt war. Wurde diese bisher als Große/Alte und Tochter von Nyarlathotep vorgestellt, ist hiervon nun nicht mehr die Rede. Hier wird sie entweder als geschickte Maske des Kriechenden Chaos selbst oder als seine Gegenspielerin beschrieben. Schließt sich alles nicht aus, ist nicht negativ, fällt nur halt auf.
Von diesen Punkten abgesehen, macht es durchaus Laune, den Band zu lesen, auch wenn gefühlt alle zwei Seiten die Frage auftaucht, wofür man diese oder jene Wesenheit überhaupt nutzen kann. Wenn man Cthulhu-Fluff mag, hat man hier auf jedenfall genug zum lesen, nachdenken, vielleicht auch drüber aufregen und zum inspirieren.
Am liebsten würde ich tatsächlich eine 3,5 von 5 geben. Ich finde den Band nicht gut genug für eine 4, aber auch nicht so mittelmäßig wie eine 3.
Rating: [3 of 5 Stars!] |