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DSA5 - Die dampfenden Dschungel - Der Tiefe Süden & die Waldinseln (PDF) als Download kaufen
Verlag: Ulisses Spiele
von Roger L. [Häufiger Rezensent]
Hinzugefügt am: 10/26/2020 07:45:00

https://www.teilzeithelden.de/2020/10/10/rezension-dsa-die-dampfenden-dschungel-ein-neuer-blickwinkel/

Der Süden Aventuriens ist eine Region voller kultureller Gegensätze und Spannungen. In den Städten herrschen machthungrige Granden, im Dschungel leben vielfältige Stämme. Die Dampfenden Dschungel richtet als erste Spielhilfe ihren Blick umfassend auf diese Stammeskulturen und will neue Spielansätze in der Region ermöglichen. Ist dies geglückt?

Sechzehn Jahre ist es her, dass der tiefe Süden Aventuriens, der Kontinent, auf dem die meisten Abenteuer für das Rollenspiel Das Schwarze Auge spielen, in einer umfassenden Spielhilfe beschrieben wurde. In den Dschungeln Meridianas gab einen Überblick über die tropische Region, beschrieb das sklaventreibende Imperium von Al’Anfa ebenso wie kleinere Reiche und die Kulturen der Ureinwohner*innen, Waldmenschen und Utulus genannt.

Die Dampfenden Dschungel widmet sich nun im Speziellen den Bewohnerinnen der Wälder und Berge und möchte einen neuen Blickwinkel auf diese Menschen geben. Lag der Schwerpunkt zuvor auf der Wahrnehmung aus Sicht der Kolonialmächte und ihrer Untertaninnen, wird nun verstärkt das Selbstbild der Stämme dargestellt. Zudem wird zu Beginn des Bandes darauf hingewiesen, dass es in Aventurien zwar Kolonialismus, Sklavenhandel und die damit verbundenen Gräuel gibt, diese auszuüben aber nicht positiv bewertet wird, auch wenn die Spieler*innen diesen Situationen in der Spielwelt begegnen können.

Dampfende Dschungel und blühende Inseln Bevor es jedoch um die Menschen des aventurischen Südens geht, wird die Geographie der Region beschrieben. Diese bietet entgegen des Titels nicht nur dampfende Dschungel, sondern auch schneebedeckte Berge, tückische Sümpfe und unerforschte Inseln. Wie aus den bisherigen Regionalspielhilfen bekannt, wird zunächst eine grobe Übersicht gegeben, bevor es ins Detail geht. Beginnt es mit geographischen Begebenheiten, mit Flora und Fauna, werden die Leser*innen schließlich über Wege und Siedlungen zu den dort lebenden Menschen und ihren Bräuchen geführt.

Die dampfenden Dschungel 2

Diese sind so unterschiedlich wie die Landstriche selbst. In Horobans Wäldern leben Stämme, die sich seit Generationen an das Leben im Dschungel angepasst haben, aber auch Siedlerinnen und Abenteurerinnen aus dem Norden. Auf den Inseln leben Stämme, die sich durch Handel und aufgrund von Kolonisation den Nordländern angepasst haben, aber auch gesetzlose Piratinnen und Überlebenskünstlerinnen aller Kulturen.

Beim ersten Durchlesen wird bereits klar, dass Die Dampfenden Dschungel nur schlecht am Stück gelesen werden kann. Viele Begriffe und Stammesnamen, die erst weiter hinten im Buch erklärt werden, tauchen in den ersten Kapiteln bereits ganz selbstverständlich auf. Zwar werden die Eigenheiten mancher Stammeskulturen und Orte bereits kurz angerissen, bleiben zunächst aber kryptisch. Als Nachschlagewerk funktioniert der Band dennoch.

Insgesamt gibt er einen guten Einblick in einen verhältnismäßig ungewöhnlichen Background. Der Fokus liegt ganz klar auf den Stammeskulturen des aventurischen Südens, deren irdische Vorbilder vornehmlich in Afrika, aber auch im Südpazifik und Amerika zu verorten sind. Als dieser Hintergrund vor gut dreißig Jahren entstand, wurde sich noch bei vielen Klischees über sogenannte Naturvölker bedient, wenn auch unter gut gemeinten Vorsätzen. Stets waberte der Eindruck mit, die edlen Wilden würden bei ihren Problemen mit alanfanischen Sklavenjägerinnen, gierigen Siedlerinnen und uralten Flüchen die Hilfe der meist nordländischen Held*innen benötigen.

Keine grüne Hölle, sondern ein abenteuerliches Zuhause Dieses Bild wird in Die Dampfenden Dschungel grundlegend auf den Kopf gestellt. Der Band bietet genügend Ansatzpunkte für Abenteuerinnen, die speziell von Waldmenschen oder Utulus, aber auch kulturell diversen Gruppen wahrgenommen werden können. Die koloniale Perspektive, die es in der Spielwelt durchaus gibt, wird durch die kleine Stadt Hot-Alem bedient, die allerdings nur geringe expansionistische Bedürfnisse hat und in der auch keine Sklavinnen gehalten werden. Sie dient damit nicht nur als Ausgangspunkt, um nordländische Spielfiguren Abenteuer in Südaventurien erleben zu lassen, sondern umgekehrt auch als Tor für Held*innen aus Stammeskulturen, um ihrerseits die fremden Gebräuche kennenzulernen.

Die Dampfenden Dschungel 1Von diesem Punkt aus macht es sich also positiv bemerkbar, dass die großen Städte des Südens in der Spielhilfe nicht stattfinden und nur am Rande erwähnt werden. Eine Sklavenhaltergesellschaft wie Al’Anfa wird dadurch nicht komplett ausgeklammert, aber doch ein gutes Stück aus dem Spiel ausgegrenzt beziehungsweise als Gegenseite dargestellt, wodurch nicht zuletzt auch diese Kultur an Kontur gewinnt.

In Die Dampfenden Dschungel wurde auf die Beschreibung von kolonialen Städten bis auf Hot-Alem verzichtet, was den Eigenschaften der Stammeskulturen mehr Raum gibt. Da diese vornehmlich in kleineren Siedlungen leben, wird nur ein generisches Dorf beschrieben, dass sowohl auf dem Festland als auch auf einer der Inseln platziert werden kann. Die Darstellung der Stammesangehörigen wurde in dieser Hinsicht allerdings auch leicht korrigiert. Einen diesbezüglichen Aspekt stellen wir, aufgrund der Verknüpfung zum Abenteuer Jadegrün und Kobaltblau in einen Spoilerkasten.

Spoiler Ein Land mit Geschichte Auch dass es sich um einen fantastischen Hintergrund handelt, wird nicht vergessen. Die animistische Magie der Waldmenschen wird ebenso berücksichtigt wie die Kultur der Echsenmenschen, die in verfallenden Ruinen leben und nicht vergessen haben, dass sie vor vielen Jahrtausenden über Südaventurien herrschten.

Im Vergleich mit den vorherigen Spielhilfen unterscheidet sich Die Dampfenden Dschungel auch in Bezug auf die Darstellung der Historie der Waldmenschen und Utulus. Wurde sie bisher nur grob umrissen, geben neue historische Daten den Stammeskulturen eine klarere Gestalt. Verwunderlich ist in diesem Punkt nur, dass die Kemi in der Spielhilfe nicht näher beschrieben werden. Diese stark vom alten Ägypten inspirierte Kultur stellte als von Waldmenschen gegründete Zivilisation bisher bereits einen interessanten Farbtupfer inmitten der Dschungelstämme und Kolonialstädte dar. Natürlich ist es gut möglich, dass ganz bewusst auf eine Darstellung der Kemi verzichtet wurde, um möglichen neuen Entwicklungen innerhalb der Spielwelt, die wahrscheinlich mit der angekündigten Al’Anfa-Kampagne vollzogen werden, nicht vorzugreifen.

Platz genug wäre gewesen, da mehrere Details sich letztlich doppeln. Dies ist aber insofern nicht weiter tragisch, als dass das Bild der Region und ihrer Bewohner*innen umso bunter strahlt. Wie auch schon bei der Uthuria-Kampagne vor einigen Jahren ist es gelungen, einen nach Fantasy-Standards ungewöhnlichen Spielhintergrund abzubilden, der vom Burgen-und-Ritter-Einerlei abweicht. Stattdessen werden Figuren nahbarer und spielbarer, die sonst oft klischeebeladene Exoten bleiben.

Uralte Magie und tiefe Wurzeln Hinsichtlich der Spielbarkeit wird Die Dampfenden Dschungel wie bei den aktuellen Regionalspielhilfen für Das Schwarze Auge üblich durch neue Professionen, Zauber, Kreaturen, Sonderfertigkeiten und Ausrüstungsgegenständen abgerundet. Letztere werden jedoch nur in der parallel erscheinenden Rüstkammer der Dampfenden Dschungel ausführlich beschrieben und in der Regionalspielhilfe selbst nur grob dargestellt.

Die dampfenden Dschungel 3

Wer mit allen Sonderregeln spielt, kann dadurch ausdifferenzierte Spielfiguren erstellen, wie zum Beispiel Animistinnen. Diese neue Profession wählt sich einen Patronin, wobei es sich um einen Tiergeist, ein elementares Wesen, einen Ahnengeist oder gar einen Erzdämon handeln kann. Auf diesem Weg wird der allgemeine Spielhintergrund von Das Schwarze Auge stärker in die Region eingebunden. Dienerin eines Erzdämons im Dschungel Meridianas? Vielleicht sogar unwissentlich Verführte*r? Auch die Hexen Südaventuriens werden ausführlicher als zuvor beschrieben, was eine weitere Verknüpfung zum Rest der Spielwelt darstellt.

Orientierung im dichten Dschungel Wie fast alle Publikationen zur fünften Edition von Das Schwarze Auge, verfügt auch Die Dampfenden Dschungel über eine sehr gute Illustration. Sowohl die Landschaften Südaventuriens als auch die Bewohner*innen dieser Region werden anschaulich dargestellt. Da es im Zusammenhang mit anderen Veröffentlichungen angesprochen wurde, sei erwähnt, dass dieses Mal bis auf sehr wenige Ausnahmen darauf verzichtet wurde, die Waldmenschen und Utulus – und insbesondere die Frauen – halbnackt oder gar ganz entkleidet darzustellen.

Da viele spielrelevante Informationen über das Buch verteilt sind, ist es gut, dass gesonderte Infokästen bei der Orientierung helfen. Insgesamt ist die Struktur des Bandes jedoch nicht immer nachzuvollziehen. Zunächst wird ein grober geographischer Überblick gegeben, dann im Detail auf einzelne Landstriche und Siedlungen eingegangen. Es folgen Erklärungen zu speziellen Gebräuchen. Eine allgemeine Übersicht über die Stämme der Waldmenschen und Utulus, die beim Verständnis der vorherigen Abschnitt deutlich hilft, folgt allerdings erst danach.

Der Index hilft beim Durchblick leider auch nicht immer, da er nicht alle Nennungen eines Begriffs enthält. In diesem Punkt wäre eine andere Gliederung des Bandes, die vor allem Einsteiger*innen in die Region unterstützt hätte, die erst einmal grundlegende Infos brauchen, wünschenswert gewesen.

Fazit Die Dampfenden Dschungel ist eine Veröffentlichung, die aufgrund vorhergehender Kritik am sorglosen Umgang mit Sexismus und Rassismus vonseiten der Redaktion von Das Schwarze Auge, sicherlich unter besonderer Beobachtung steht. Aventurien ist eine Spielwelt, in der Sklaverei und Kolonialismus existieren, Das Schwarze Auge ein Regelsystem, das nicht pauschal ausschließt, auf Seiten der Unterdrückenden zu spielen.

Insofern war es eine gute Entscheidung, nicht die gesamte Region in Südaventurien abzubilden, sondern sich auf die Stammeskulturen zu konzentrieren. In diesem Punkt gab es bereits vor sechzehn Jahren mit In den Dschungeln Meridianas grundlegende Informationen, die mit Die Dampfenden Dschungel aber ausgeweitet wurden und zudem mit einem neuen Blickwinkel präsentiert werden.

Dass die Waldmenschen und Utulus nicht mehr pauschal als exotische Fremde dargestellt werden, sondern ganz im Gegenteil ihre Sicht auf die Welt umfassend aufbereitet wird, erlaubt ganz neue Spielansätze in dieser Region Aventuriens. Es gelingt dem Band jedoch nicht, diese spielrelevanten Informationen kompakt und übersichtlich zusammenzufassen. Zu oft verliert er sich in Details, die stellenweise mehrfach erwähnt werden und lässt eine nachvollziehbare Gliederung missen.

Doch auch wenn der Band in diesem Punkt vereinzelt wie Stückwerk wirkt, stellt er eine unterhaltsame und sicherlich auch spielwerte Regionalbeschreibung dar. Einzelne Ansätze zur Darstellung der Stammeskulturen mögen, je nach Geschmack, gelungen oder misslungen erscheinen. Unterm Strich kann die Spielhilfe aber gerade in diesem Punkt durch kreative Ideen und sinnvolle Überarbeitungen überzeugen.



Wertung:
[4 von 5 Sternen!]
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