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Shadowrun: Reiseführer in die deutschen Schatten €14,95
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Shadowrun: Reiseführer in die deutschen Schatten
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Publisher: Pegasus Press
by Roger L. [Featured Reviewer]
Date Added: 03/26/2014 04:21:37

http://www.teilzeithelden.de/2014/03/26/rezension-shadowrun-reisefuehrer-in-die-deutschen-schatten/

Ich habe mich sehr dar­auf gefreut, diese Rezen­sion zu schrei­ben und den Rei­se­füh­rer end­lich durch­ackern zu kön­nen. Am Ende hat mich die Lek­türe jedoch sehr zwie­ge­spal­ten zurück­ge­las­sen. Auf der einen Seite ist das Werk vol­ler guter Ideen und Fort­füh­run­gen der deut­schen Shado­wrun–Welt. Auf der ande­ren Seite prä­sen­tiert es sich aber reich­lich lang­wei­lig und umständ­lich. Viele Dinge, die ein Quel­len­buch in mei­nen Augen sehr stark machen, waren hier lei­der nicht zu fin­den. Vor­al­lem feh­len die sonst übli­chen Kurz­ge­schich­ten, die dem Leser eine Abwechs­lung von ewi­gen Beschrei­bun­gen und sta­ti­schen Erzäh­lun­gen bie­ten. Außer­dem wird eini­ges Wis­sen schein­bar vor­aus­ge­setzt und nur spär­lich erläu­tert. Begriffe und Kon­zern­na­men wer­den in Kurz­form genannt und nicht sepa­rat erklärt. Zwar gibt es Ein­schübe mit Zusatz­in­for­ma­tio­nen in Form von „Pro­gramm­fens­tern“, diese sind aber zu sel­ten und erklä­ren nicht immer alle Begriffe.

Da ich „Deutsch­land in den Schat­ten“ zuletzt in der zwei­ten Edi­tion (vor lan­ger Zeit) gele­sen hatte , habe ich mir oft Begriffe oder Namen durch Onkel Google (bzw. Shadowhe­lix) erklä­ren las­sen müs­sen. Es fin­den sich aber auch einige sehr schöne Arbei­ten darin, wie bei­spiels­weise die zahl­rei­chen Kar­ten zu den ent­spre­chend beschrie­be­nen Orten. Inklu­sive der Auf­zeich­nung der gro­ben Sicher­heit und Angabe von Mag­schloss Stu­fen. Auch die voll­far­bi­gen Sei­ten mit dem Port­fo­lio der Pro­teus Fes­tung auf Hel­go­land, der sehr krea­tive „Style­guide“ und der alter­na­tive „Bau­markt Kata­log“ sind wun­der­bar gemacht und haben mich sowohl erstaunt als auch amü­siert. Der Rei­se­füh­rer in die deut­schen Schat­ten wird als ein Pro­jekt einer Gruppe (Ex-)Runner prä­sen­tiert, die sich zum Ziel gemacht haben, aktu­elle Infor­ma­tio­nen des Lan­des für Zurei­sende oder Anfän­ger ver­füg­bar zu machen. Es ist eine sehr gut durch­dachte Ansamm­lung von inter­es­san­ten Hin­wei­sen, Geset­zen und wich­ti­gen Infos. Lei­der teil­weise schlecht ver­packt und des­we­gen zäh zu lesen.

Inhalt

Deutsch­land für Runner

Das Kapi­tel befasst sich mit einer Beschrei­bung der wich­tigs­ten Dinge, die man als Run­ner wis­sen muss, wenn man sich in der Alli­anz deut­scher Län­der (ADL) bewe­gen möchte. Wie die Ein– und Aus­reise funk­tio­niert, benö­tigte Aus­weise, Erlaub­nisse oder wich­tige Gesetze. Es erklärt auch die Straf­ver­fol­gung und gibt einen Über­blick über die Arbeits­weise der Poli­zei sowie einen klei­nen Ein­blick in deren Aus­rüs­tung. Deutsch­land ist auch in den 2070er Jah­ren wei­ter­hin ein schwer büro­kra­ti­sches Land. Hin­ter den Gren­zen unter­schei­den sich die ein­zel­nen Staa­ten der­art stark, dass hier nur die gene­rel­len Punkte wie Flug­hä­fen oder die Ein­reise aus Nach­bar­län­dern behan­delt wer­den Das Buch geht hier und auch in den wei­te­ren Kapi­teln ins Detail, aber lie­fert kei­ner­lei Spiel­werte wie bei­spiels­weise Scan­ner­stu­fen oder Cha­rak­ter­bö­gen von Polizisten.

Dadurch ist es natür­lich sehr gut wie­der­ver­wend­bar, wenn sich das Regel­werk wan­delt und kaum an eine Edi­tion gebun­den. Wie bereits erwähnt, wer­den die Infor­ma­tio­nen lei­der recht nüch­tern prä­sen­tiert und sind dadurch sehr zäh zu lesen. Inter­es­sant sind die ein­zel­nen Pol­zei­trup­pen des Lan­des und ihre beson­dere Bedeu­tung für die ADL. Es ist immer­hin ein Land, in dem so etwas wie eine staat­li­che Poli­zei noch exis­tiert. Der Shadow­talk ver­sucht im Rei­se­füh­rer natür­lich ent­spre­chend auf­zu­lo­ckern, kann aber auch nicht mit der Sprit­zig­keit ande­rer Quel­len­bü­cher mithalten.

Das Leben in der ADL wird dar­ge­stellt und anhand von Sta­tis­ti­ken wird erläu­tert, wel­che Ras­sen­ver­tei­lung zu erwar­ten sein wird. Außer­dem wird auf Beson­der­hei­ten bei den Ein­stel­lun­gen der Komm­links hin­ge­wie­sen und wel­che Songs man am bes­ten in sei­nem Musik­player mit sich her­um­trägt, falls man gescannt wird. Hier kommt die erste große Über­ra­schung und ein Schman­kerl des Rei­se­füh­rers zum tra­gen: der Styleguide!

Auf neun voll­far­bi­gen Sei­ten wird hier eine Kol­lek­tion von ver­brei­te­ten Out­fits prä­sen­tiert. Pas­send dazu wird in der Beschrie­bung erläu­tert, in wel­chem Zusam­men­hang man damit am wenigs­ten auf­fällt und was ein unauf­fäl­li­ges Komm­link in Ver­bin­dung damit gespei­chert haben sollte. Eine schöne Idee und eine unge­ahnte Tiefe für die Tar­nung der Spielercharaktere.

Alli­anz­rund­fahrt

Die Alli­anz­rund­fahrt ist das eigent­li­che Fleisch des Rei­se­füh­rers und besteht aus über hun­dert Sei­ten, end­los anein­an­der­ge­reih­ter Beschrei­bun­gen von Gebie­ten und beson­de­ren Orten in der ADL. Beson­de­ren Wert wurde hier­bei auf Pormorya, einen win­zi­gen Elfen­staat und die Troll­re­pu­blik im Schwarz­wald gelegt. Wie zuvor auch sind in die­sen Kapi­teln sehr viele inter­es­sante Infor­ma­tio­nen prä­sen­tiert und zahl­lose Hin­weise für Kam­pa­gnen und Aben­teuer wer­den gege­ben. Es gibt auch einige Kar­ten und Beschrei­bun­gen beson­ders gefähr­li­cher Orte. Einer der gro­ßen Plus­punkte des Buches besteht in der Tat­sa­che, dass hier Loka­li­tä­ten beschrie­ben wer­den, an denen man sich teil­weise real schon ein­mal befun­den hat. Man muss unwill­kür­lich lächeln, wenn man liest, dass Goe­thes Geist auf der Wart­burg wan­delt und die­sel­ben Zin­nen beschrei­tet, auf denen man selbst bereits gelau­fen ist. Dadurch ergibt sich natür­lich auch eine tie­fere Ver­bin­dung zu den Orten und es ent­ste­hen even­tu­ell detail­rei­chere Kampagnen.

Sehr hilf­reich und schön gestal­tet ist das far­bige Port­fo­lio über Hel­go­land. Einige per­fekt zusam­men­ge­fasste Infor­ma­tio­nen, die man sehr schön als Han­dout für die Spiel­er­gruppe ver­wen­den kann.

Die Alli­anz­rund­fahrt zeich­net aller­dings ein Bild von Deutsch­land, das trotz der moder­nen Pro­bleme durch den zwei­ten Crash der Matrix und die Gob­li­ni­sie­rung sehr ein­ge­fah­ren und rück­stän­dig wirkt. Zwi­schen der Saar und Loth­rin­gen befin­det sich eine ato­mar ver­seuchte Zone, die Nord­see ist töd­lich ver­gif­tet, und vom Rhein bis zur Ruhr sind die Städte zu einer gigan­ti­schen Metro­pole ver­schmol­zen, die unter der Kon­trolle des größ­ten aller Dra­chen steht: Lofwyr. Durch die geringe Größe des Lan­des erge­ben sich viele Mög­lich­kei­ten, aber auch zahl­rei­che Hin­der­nisse für einen Schat­ten­läu­fer. Der Rei­se­füh­rer erklärt viele die­ser Pro­bleme und gibt Hin­weise auf mög­li­che Ent­wick­lun­gen die sich dar­aus erge­ben kön­nen. Ein viel zu oft behan­del­tes Pro­blem ist jedoch, für mei­nen Geschmack, dass der rechts­ra­di­ka­len Grup­pie­run­gen. Immer wie­der tau­chen die ewig gest­ri­gen Gestal­ten auf, und es wird betont, über wie viel Macht sie in der ADL ver­fü­gen. Nicht zuletzt mit Hilfe der Kir­che, die in West­pha­len alle SURGE-Opfer, Anders­gläu­bige und Meta­men­schen dämonisiert.

Rechts­ra­di­kale Magier­grup­pen, die ver­su­chen Macht­orte an sich zu rei­ßen. Sogar die Elfen in Pomorya sind rechts­ra­di­kal, natür­lich aber gegen Men­schen und gegen Nicht-Elfen. Schein­bar sind die Deut­schen auch in wei­te­ren sech­zig Jah­ren nicht in der Lage ihre Ver­gan­gen­heit zu über­win­den und dazu ver­dammt, die Geschichte zu wie­der­ho­len. Natür­lich ist mir bewusst, dass Ras­sen­hass, ins­be­son­dere im Zusam­men­hang mit der Gob­li­ni­sie­rung, welt­weit ein Pro­blem im Shadowrun-Universum ist und auch sein sollte. Aller­dings habe ich das Gefühl, dass es in der ADL beson­ders schlimme Aus­wüchse ange­nom­men hat und das nervt mich per­sön­lich sehr.

Leute in der ADL

Die­ses Kapi­tel behan­delt zunächst einige beson­dere Grup­pie­run­gen von Volks­grup­pen über Organ­händ­ler bis hin zu Umwelt­or­ga­ni­sa­tio­nen. Dadurch wirkt es recht chao­tisch und unor­ga­ni­siert, kann aber durch eine Fülle von Aben­teu­er­an­sät­zen den­noch über­zeu­gen. Unter per­sona non grata wer­den dann ein­zelne Heh­ler, Job­ver­mitt­ler und Info­bro­ker ange­spro­chen. Hin­weise, wie man diese Per­so­nen kon­tak­tie­ren kann, fin­den sich ebenso, wie deren Spe­zi­al­ge­biete und Reich­weite. Defi­ni­tiv inter­es­sant für Neu­an­kömm­linge in der ADL und Anfän­ger im Geschäft. Auch auf Anfän­ger­feh­ler und tak­tisch kluge Vor­ge­hens­wei­sen mit den mög­li­chen Auf­trag­ge­bern wird eingegangen.

Wis­sens­wer­tes für Profis

Hier fin­det sich ein gro­ßes Sam­mel­su­rium von wun­der­ba­ren Ideen! Zum Bei­spiel eine Beschrei­bung, wie man am bes­ten an Aus­rüs­tung kommt oder wel­che Aus­rüs­tung man mit ein­fa­chen Mit­teln erset­zen kann. Schier begeis­tert hat mich der far­bige Baumarkt-Katalog mit den Anmer­kun­gen einer Schie­be­rin namens Daisy Fix. Es fin­den sich draht­los zünd­bare Koh­le­bri­ketts, um einen Feu­er­alarm aus­zu­lö­sen und viele wei­tere, mehr als prak­ti­sche Ideen für den Run­ner von Welt. Beson­ders amü­sant ist der Sofort­kle­ber der Marke OHO! – die Hand­schelle des klei­nen Sadis­ten. Es wer­den wich­tige Punkte ange­spro­chen. Wo man zum Bei­spiel am bes­ten einen Schwe­be­pan­zer stiehlt, und dass man dabei an viele Dinge den­ken muss: Das beginnt bei Auf­spür­ge­rä­ten und endet beim Dau­men des eigent­li­chen Pilo­ten, um den Pan­zer spä­ter auch wie­der star­ten zu können.

Auch Dro­gen, Waf­fen, Medi­ka­mente und „Magie­kram“ wer­den behan­delt. Es wird erklärt, wie man am bes­ten einen Schlupf­win­kel fin­det, und es gibt sogar kon­krete Beschrei­bun­gen und Kar­ten von siche­ren Orten. Eine mit Fal­len und impro­vi­sier­ten Flucht­mög­lich­kei­ten ver­se­hene Woh­nung bie­tet sehr schöne Vor­schläge für das eigene Haupt­quar­tier. Es wer­den viele Fra­gen beant­wor­tet, die sich so man­cher Spie­ler wahr­schein­lich vor­her noch nie gestellt hat. Wie erschaffe ich mir einen Kon­takt zu einer bestimm­ten Gruppe oder Per­son? In Form eines gestoh­le­nen Lehr­vi­deos für inves­ti­ga­tive Jour­na­lis­ten bekommt man eine sehr gute Vor­stel­lung davon, wie so etwas lau­fen kann. Wel­che Arten von Jobs kann man in der ADL bekom­men und was sind hier die Beson­der­hei­ten? Wie steht die Szene zu Wet­work (Mordaufträgen)?

Zu guter Letzt rüh­ren die Shadow­talker noch­mal kräf­tig in der Gerüch­te­kü­che und brin­gen einige Spu­ren und Hin­weise auf haar­sträu­bende Ereig­nisse vor. Dies sind wie­der per­fekte Ansätze für eine Kampagne.

Loh­nende Ziele

Hier geht es um Vor­schläge für eigene Runs: Über­fälle auf Züge, Lager­hal­len, Ban­ken oder Juwe­liere. Es wird auch hier wie­der Kar­ten­ma­te­rial gelie­fert, und es gibt schöne Ansätze, um Aben­teuer dar­aus zu stri­cken. In einem Event­ka­len­der wird auf mög­li­che Jobs für bestimmte Fei­er­lich­kei­ten oder Mes­sen hin­ge­wie­sen, und am Ende gibt es ein schwar­zes Brett mit kon­kre­ten Anfra­gen für Spe­zia­lis­ten. Kurz gesagt, es sind fast drei­ßig Sei­ten vol­ler Aben­teu­er­an­sätze. Die meis­ten davon sind kurze Klein­an­zei­gen für Schat­ten­läu­fer mit einer rudi­men­tä­ren Beschrei­bung des Auf­trags. Außer­dem gibt es Ideen für Luft-, Fluss-, und Land­pi­ra­te­rie aller Arten.

Preis-/Leistungsverhältnis

Da es ein Buch der vier­ten Edi­tion ist, bekommt man es zur Zeit recht güns­tig für unge­fähr zwan­zig USD in der digi­ta­len Vari­ante. Obwohl das Lesen zeit­weise eher anstren­gend ist, bekommt man gute Infor­ma­tio­nen über die ADL gelie­fert. Dies, die Kar­ten und die far­bi­gen Sei­ten sind den Preis durch­aus Wert.

Erschei­nungs­bild

Reiseführer deutsche Schatten Shadowrun CoverDas Shado­wrun–Lay­out für Quel­len­bü­cher fin­det sich auch in die­sem Buch ohne große Ände­run­gen wie­der. Der Text ist über­sicht­lich in Spal­ten ange­ord­net und die Auf­lö­sung ist hoch. Auch bei gerin­gen Bild­schirm­ma­ßen wie einem Sieben-Zoll-Tablet ist alles ange­nehm les­bar. Es gibt zahl­rei­che Illus­tra­tio­nen und die typi­schen „Pro­gramm­fens­ter“, wel­che dem Buch einen Hauch von Matrix verleihen.

Die voll­far­bi­gen Sei­ten sowie die Illus­tra­tio­nen sind beson­ders lie­be­voll gestal­tet und ein ech­ter Mehr­wert für das Quellenbuch.

Bonus/Downloadcontent

Uns ist kein zusätz­li­cher Inhalt bekannt.

Fazit

Der Rei­se­füh­rer in die deut­schen Schat­ten ist ein gutes Werk, vol­ler schö­ner Ideen und gut ver­wend­ba­rem Karten-/Handoutmaterial. Seine Infor­ma­ti­ons­fülle wird nur von der Art der Prä­sen­ta­tion getrübt, die zwar einem ech­ten Rei­se­füh­rer in nichts nach­steht, sich aber bei über zwei­hun­dert Sei­ten in die Länge zieht.

Man bekommt eine umfang­rei­che Auf­lis­tung von sehens­wer­ten Orten und wert­vol­len Hin­wei­sen für das ein oder andere Ver­bre­chen. Lei­der ist dies dem Lese­fluss nicht sehr zuträg­lich und es ist defi­ni­tiv kein Buch, das man „in einem Rutsch“ sehr ange­nehm lesen kann. Die typi­schen Kurz­ge­schich­ten aus den Quel­len­bü­chern sind hier lei­der nicht zu fin­den und hät­ten durch­aus für eine Auf­lo­cke­rung sor­gen können.



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